Es liegen wieder einmal ein paar aufregende Tage hinter mir: Letzten Dienstag kam mich meine Freundin Isi besuchen, die mit dem Parlamentarischen Patenschaftsprogramm im Moment für ein Jahr in Kansas ist. Den ersten Abend verbrachten wir in einem ziemlich schicken Sushi Restaurant in Seattle – immerhin ist die Stadt für ihre gute asiatische Küche bekannt. Als Nachspeise gab es einen fried cheesecake, also frittierten Käsekuchen. Dass es so etwas gibt, war sogar mir neu, aber schließlich befinden wir uns hier ja im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (wie Ihr Euch wahrscheinlich bereits denken konntet, ist der nämlich eher amerikanisch als japanisch)! Nur mit etwas Glück konnten wir später in unser Hotel in Seattle, das wir im Voraus gebucht hatten, einchecken: Der Portier erklärte uns, dass man in ganz Seattle eigentlich über 21 Jahre alt sein muss, um ein Hotelzimmer zu buchen. Als er dann sagte: “Ich nehme das aber nicht so ernst, ihr könnt also schon für die Nacht hier bleiben. Die Jugendlichen hier können zwar mit 18 Gras rauchen, aber kein Hotel buchen, da stimmt etwas mit unserer Gesetzgebung nicht”, fiel uns ein Stein vom Herzen!

Seattle

Gleich am ersten Abend lernte Isi Seattle kennen, wie es überall bekannt ist: Regnerisch!

Am nächsten Morgen ging es zuerst zur University of Washington, der größten Universität im Pacific Northwest der USA und einer der besten des ganzen Landes. Übrigens hat sie hier den Spitznamen “U-Dub” (sprich: Ju dab), das die Kurzform für “UW” ist (“double u” ist wohl zu lang zum aussprechen”. Danach gab es (für mich wieder einmal) das volle Sightseeing Programm in Downtown Seattle: First Avenue, Belltown, Columbia Tower, Pike Place Market, First Starbucks, Waterfront und Seattle Center. Meine Gastmutter bezeichnet mich mitterweile schon als “perfekte Stadtführerin” in Seattle, da ich schon so viele Leute dort herumgeführt habe und sagt scherzhaft, ich solle doch Touristenführerin dort werden…

Noch am selben Tag machten wir uns spät nachmittags auf in das ungefähr drei einhalb Stunden entfernte Portland. Diese Stadt hatten wir uns für den nächsten Tag vorgenommen. Nachdem wir jedoch abends angekommen waren, trafen wir uns erst einmal mit Philipp und Korbi, zwei weiteren Teilnehmern des PPP, die in Portland leben. Philipps Gastmutter hat uns freundlicherweise sogar bei ihr zu Hause aufgenommen, also mussten wir uns nicht einmal ein Hotel nehmen.

Den Donnerstag begannen wir mit etwas anderen Doughnuts von Voodoo Doughnuts. Bei dem Doughnut-Haus gibt es alle möglichen Variationen zu kaufen: Doughnuts mit Müsli, bunter Aufschrift, Streuseln oder sogar in Form einer Voodoo-Puppe. Isi und ich haben uns für einen mit Oreo-Stückchen und Erdnussbutter entschieden. Ein sehr guter Start in den Tag (wenn auch nicht besonders gesund)!

Voodoo Doughnuts

Den nächsten Stopp machten wir beim Pioneer Courthouse Square und dem Courthouse selbst, das man kostenlos besichtigen kann. Danach sahen wir uns Portlandia an, eine Statue auf dem Portland Building, die nach der Freiheitsstatue die größte der USA ist. Wir führten unseren Weg fort an der Waterfront, von der aus man die vielen Brücken gut sehen kann, für die Portland so berühmt ist (manche davon sind sogar mehrstöckig). Leider fallen einem aber auch die vielen Obdachlosen dort auf – für die ist die Stadt ebenfalls bekannt. Über Chinatown (eher unspektakulär in dieser etwas kleineren Stadt) und Old Town (dem historischen Stadtkern) ging es dann zu Powell’s Books, dem größten eigenständigen Buchladen der Welt, der einen ganzen Straßenblock umfasst. Für eine Bücherliebhaberin wie mich ist es überhaupt kein Problem, einige Zeit dem Geschäft zu verbringen, das sehr schön eingerichtet und wirklich empfehlenswert ist! Leider kam aber irgendwann wieder der Hunger dazwischen – und wo sollte man sich in Portland besser etwas zu Essen kaufen als bei den berühmten Food Trucks? Diese sind zu genüge in der Stadt vorzufinden und bieten eine große Auswahl an vor allem internationalen Gerichten. Isi und ich freuten uns riesig, als wir einen Dönerverkäufer dort vorfanden! Döner gehört eindeutig zu den Dingen, die wir beide am meisten hier in den USA vermissen. Bei einem Gespräch mit dem Verkäufer stellte sich heraus, dass dieser sogar aus Deutschland stammt und er gab uns gleich noch ein Getränk zu unserem Essen aus. Der Döner war uns aber noch nicht Deutsches Essen genug – auf dem Heimweg nahmen wir uns noch eine große Breze mit, die wir zusammen mit meinen Gasteltern zu Hause verputzten. Brezen sind hier leider gar nicht so leicht zu finden und auf keinen Fall so gut wie das, was wir aus Bayern gewohnt sind. Dale und Michal waren trotzdem begeistert und auch Isi und ich genossen das kleine Stückchen Heimat.

Portlandia - Nach der Freiheitsstatue die größte Statue der USA

Portlandia – Nach der Freiheitsstatue die größte Statue der USA

Powell's Books

Powell’s Books

Döner

Für Freitag hatten wir uns eine Fahrt nach San Juan Island vorgenommen. Dies war nach meinen Trips zu Orcas und Shaw Island meinSan Juan Islands dritter Ausflug zu den San Juan Islands. Die Inseln können über eine Fähre von Anacortes (ca. 20 Minuten entfernt von Mount Vernon) aus erreicht werden. Wir erfuhren einiges über die Geschichte der Inselgruppe auf San Juan Island: Bis zum Jahre 1872 war nicht klar, ob die San Juan Islands zu Kanada oder zu den USA gehören. 1849 wurde nämlich beschlossen, dass der 49. Breitengrad die Grenze der beiden Länder bildet – dadurch wurde jedoch nicht die Zugehörigkeit der Inseln geklärt. Nachdem ein US-Amerikaner das Schwein eines Briten erschoss, kam es fast zum Pig War zwischen den USA und Großbritannien. Zum Glück blieb das Schwein das einzige Opfer der Auseinandersetzung, und nachdem der Deutsche Kaiser Wilhelm I. um Vermittlung gebeten wurde, stand 1872 schließlich fest, dass die San Juan Islands zu den USA gehören. Das American Camp und British Camp, in denen die Soldaten des jeweiligen Landes 12 Jahre lang stationiert waren, können immer noch besichtigt werden. In der Nähe des American Camps hielten wir uns besonders lange auf, da es dort wunderschöne Wanderwege an der Küste entlang bis zu einem Strand namens South Beach gibt.

 

South Beach

South Beach

Danach ging es zum Lime Kiln State Park, einem der besten Plätze auf der ganzen Welt, um Wale vom Ufer aus zu sichten. Davon sahen wir leider keine, aber allein wegen der tollen Natur ist ein Ausflug dorthin sehr empfehlenswert. Am Ende des Tages hatten wir die ganze Insel einmal komplett mit dem Auto umrundet. In Friday Harbor gab es dann noch ein Eis, bevor wir um halb sieben Uhr abends die Fähre zurück nach Anacortes nahmen. Für mich sind die San Juan Islands eindeutig eines der großen Highlights hier in Washington State und im ganzen Pazifischen Nordwesten der USA. Zum Glück spielte auch das Wetter mit – obwohl der Wetterbericht Schauer vorhergesagt hatte, hatten wir fast den ganzen Tag Sonnenschein mit ein paar Wolken und blieben bis auf ein paar Tröpfchen von Regen verschont. Von der Fähre aus sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, der unseren Tag perfekt abrundete.

Der letzte Tag des Besuchs begann mit einem mexikanischen Frühstück von Dale zubereitet. Wie Ihr ja vielleicht bereits mitbekommen habt, bekommt jeder Besucher im Hause Rupert mindestens einmal mexikanisches Essen serviert. Danach fuhren wir nach Seattle, um uns noch einmal Chinatown, den Pioneer Square (eine meiner Lieblingsgegenden in Seattle) und den Pike Place Market (ja, es war bereits das zweite Mal – immerhin ist dieser aber fünfstöckig und hat viel zu bieten) anzusehen. Danach fuhr ich Isi schon zum Flughafen, wo sie ihre Rückreise in die Stadt Wichita in Kansas antrat – nicht aber ohne eine Stärkung mit einer Leberkäs-Semmel und echtem deutschen Käse (danke Mama!).

Julia