Nach dem Besuch von Eva und Anna im März kamen am Karfreitag schon die nächsten NamensunterrichtGäste aus Deutschland an: Meine ganze Familie (Mam, Bap, Lena und Evi) hatte sich auf den weiten Weg nach Seattle gemacht. Meine Gasteltern Michal und Dale hatten die beiden Besuche scherzhaft “German Invasion Part I” (Eva und Anna) und “German Invasion Part II” (Familie) getauft. Bevor die “Invasion” aber tatsächlich statt fand, wurden erst einmal die Namen einstudiert. Dale wollte sicher gehen, dass er sie auch richtig ausspricht – vor allem “Evi” fiel ihm aber nicht ganz so leicht… Die Pfeile musste ich aufmalen, damit er sich merken kann, wer die ältere und wer die jüngere Schwester ist.

Um in unserem Haus genügend Platz für die ganze Bande zu schaffen, haben sich Michal und Dale dazu entschlossen, übers Wochenende zu Michal’s Bruder zu fahren, der ein paar Stunden entfernt wohnt. Also konnten Mam und Bap für die ersten zwei Nächte deren Schlafzimmer beziehen. Als sie in Mt. Vernon angekommen anfingen auszupacken, bekam ich eine freudige Überraschung: Sie holten Brezen, Leberkäse, Emmentaler, Gorgonzola, Toffifee, Merci und Lindt Ostereier, Gummibärchen und ein paar andere Leckereien aus der Heimat aus ihren Koffern! Sogar einen bayerischen Krimi hatten sie dabei. Vieeeeeeelen lieben Dank an dieser Stelle nochmal an alle, die meiner Familie etwas für mich mitgegeben haben, ich habe mich riesig gefreut! Da es bei der Ankunft schon Abend war, ließen wir uns nur noch die Chicken and Noodles schmecken, die Dale für uns zubereitet hatte und ich ließ den Neuankömmlingen eine etwas längere Nacht, um sich vom Jetlag erholen zu können.

Flughafen

 

Der nächste Tag begann mit einem kleinen Spaziergang nach Downtown Mt. Vernon, wo wir uns ein richtig Amerikanisches Frühstück gönnten. American BreakfastEs gab Pancakes, Hashbrowns (klein gehackte Kartoffeln), English Muffins (von denen war meine Familie ganz angetan), Toast und Eier in einem Amerikanischen Café. Danach ging es in das ca. 20 Minuten entfernte Anacortes, wo wir Mount Erie bestiegen. Der Hike ist wunderschön und meine Besucher waren begeistert von dem vielen Moos, das sogar auf Bäumen wächst. Washington wird also nicht umsonst der Evergreen State genannt! Nachdem wir die tolle Aussicht ein Weilchen genossen hatten, ging es die 2.5 Meilen wieder nach unten (ungefähr 4 Kilometer). Nach einem Stopp beim Donut House (bei der riesigen Auswahl dauert es schon seine Zeit, bis man sich für etwas entscheidet) fuhren wir weiter zum Bay View State Park, wo wir unsere Beute bei einem kleinen Picknick genossen und dann noch ein Stück am Padilla Bay entlang spazierten. Dort wurden auch die ein oder anderen Meerestiere entdeckt, wie Muscheln oder Krebse. Schließlich wurde es uns aber doch zu windig und wir traten den Heimweg an – nicht aber, ohne vorher noch einmal bei Walmart Lebensmittel zu besorgen. Lena und Evi waren ganz begeistert von dem riesigen Supermarkt, bei dem es einfach alles gibt. Besonders die Klamotten, die man dort kaufen kann, faszinierten sie offensichtlich (wenn auch nicht gerade positiv). Ausklingen ließen wir den Tag mit Burgern und Pommes (wie auch sonst?) und lokal gebrautem Bier (das muss schon probiert werden!) in der Skagit River Brewery.

 

Zum Osterfrühstück am nächsten Morgen gab es Bagels, English Muffins, Pumpkin Cream Cheese Vancouver, B.C.(ich hab doch gesagt, hier gibt es ALLES in der Geschmacksrichtung Pumpkin Spice!), Jogurt, Oatmeal, Früchte, Cottage Cheese, Rührei und dank einer Lieferung von echt Deutscher Eierfarbe von zu Hause auch gefärbte Eier (Danke, Familie Söltl! Ohne bunte Eier wäre Ostern nicht das gleiche gewesen!). Peanut Butter and Jelly mussten meine Besucher natürlich auch probieren! Kein Osterfrühstück wie gewohnt also, aber trotzdem sehr lecker. Auf dem Chuckanut Drive, einem besonders schönen Highway durch Skagit und Whatcom County, ging es dann Richtung Norden, wo unser nächstes Ziel auf uns wartete: Vancouver! Zum Glück spielte das Wetter super mit, also leihten wir uns am Canada Place Fahrräder aus, um einmal komplett den Stanley Park zu umruden und danach am English Bay und Sunset Beach entlang zu fahren und die wunderschöne Aussicht zu genießen. Bei einem kleinen Picknick am Third Beach im Stanley Park entdeckte Evi ihre Begeisterung für String Cheese, wie ihr auf den Bildern in der folgenden Gallerie sehen könnt. Nach Eva und Anna ist sie da aber nicht die erste, wie Ihr Euch vielleicht noch erinnert waren die ja auch sehr angetan von dem Snack. Die 360° Aussicht vom Vancouver Lookout durfte natürlich auch nicht fehlen. Danach gab es Burger, Pizza und Poutine (ein typisch Kanadisches Gericht: Pommes, Käse und eine Bratensoße darüber) in der Steamworks Brauerei – für die Über-19-Jährigen war auch ein Bier drin. Gastown, “the original Vancouver” (also die historische Altstadt), wurde auch am selben Tag noch besichtigt.

Auch den darauf folgenden Montag verbrachten wir überwiegend in Vancouver. Granville Street BridgeGleich morgens nach dem Frühstück gingen wir über die Granville Street Bridge nach Granville Island. Von der Brücke aus hat man eine wunderschöne Sicht von Downtown! Auf Granville Island angekommen, besuchten wir mehrere kleine Shops und schließlich auch den Granville Island Public Market. Wir verbrachten einige Zeit damit, uns die ganzen leckeren Sachen anzusehen, die es dort zu kaufen gibt. Am Ende statteten wir uns dann mit etwas Obst und Getränken aus, darunter auch Rootbeer, welches aber keinen großen Anklang fand. Rootbeer ist eine Geschmacksrichtung und meistens kein echtes Bier (ich habe es jedenfalls noch nie als alkoholhaltiges Bier gesehen, anscheinend soll es das aber auch geben). Es ist ziemlich verbreitet hier – fast überall, wo es Cola, Fanta und Sprite gibt, gibt es auch Rootbeer. Für mich ist es ein Rätsel, wieso so viele Amerikaner so sehr darauf stehen und die meisten Europäer die Geschmacksrichtung eher ablehnen, mich eingeschlossen. Für mich schmeckt es wie Cola gemischt mit Zahnpasta. Wie ihr seht, bekommt man bei mir schon einen Kultur-Urlaub und ist nicht nur zum Spaß hier! Bevor wir unsere Reise zurück nach Mount Vernon antraten, besuchten wir noch die Granville Island Brewery – dort gab es dann auch echtes Bier.

Auf dem Heimweg wartete schon das nächste kulturelle Abenteuer auf uns: Der erste Drive Thru Coffee! Alle waren so begeistert davon, dass es zu einem fast täglichen Ritual wurde, sich einen Kaffee an einem der kleinen Häuschen zu kaufen. In diese kann man meistens nicht einmal reingehen, sondern wirklich nur Getränke durch das kleine Fenster kaufen. Das letzte Ziel des Tages waren ein paar Tulpenfelder, die hier im Skagit Valley gerade wunderschön blühen.

Am Dienstag fand dann das große Kennenlernen mit meinen Gasteltern statt. Vor unserem Barbeque mit Burgern und Amerikanischem Kartoffelsalat am Abend verbrachte meine Familie den Tag im North Cascades National Park, während ich meine Kurse am College besuchte. Da das Spring Quarter an diesem Tag los ging, wollte ich den Unterricht nicht verpassen. Bap wurde abends promt von Dale western-tauglich eingekleidet und mit einem Gewehr versehen. Dass wir uns vor Lachen nicht mehr halten konnten, könnt Ihr Euch wahrscheinlich denken!

Am Mittwoch verließen wir Mount Vernon schon wieder für zwei Tage und begannen unseren Roadtrip zur Olympic Peninsula. Auf der Karte könnt Ihr unsere Route etwas nachvollziehen:Karte

Bevor wir jedoch aufbrachen, verwöhnte uns Dale mit einem sehr leckeren Frühstück: Es gab Eier, Bacon, Hashbrowns und Sausage Gravy. Außerdem gab er uns seine unglaublich guten Chocolate Chip Cookies (seine Spezialität) mit, die er extra für uns gebacken hatte.

Nach einem Stopp am Deception Pass, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf die Inseln in der Umgebung hat, befanden wir uns schon auf Whidbey Island, die wir bis zum Fort Casey State Park überquerten. Am State Park verbrachten wir einige Zeit am Strand. Dort konnte man bereits die Olympic Mountains sehen – mal wieder hatten wir super Wetter! Außerdem gibt es ein paar schöne Wege in dem Park, die hoch auf die Klippen und zu einem Leuchtturm führen. Bald war es aber Zeit, auf die Fähre zu fahren, die uns nach Port Townsend auf der Olympic Peninsula brachte. Wir fuhren in den Olympic National Park bis zur Hurricane Ridge, von wo aus wir einen unglaublichen Blick auf die Olympic Mountains hatten, inmitten derer wir uns befanden (unseren Abstecher in die Berge habe ich auf der Karte nicht eingezeichnet, falls das jetzt zu Verwirrung führt). Allein der Weg dorthin war sehr sehenswert (und machte mit unserem Kaffee von einem Drive Thru natürlich gleich viel mehr Spaß); manchmal liefen uns sogar Rehe über den Weg. Auch der restliche Weg bis ganz in den Westen nach La Push führte uns durch eine super schöne Landschaft. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir im Indianer Reservat der Quileute in La Push an und befanden uns für eine Nacht auf Vampir-freiem Terrain – das Schild spielt natürlich auf die Twilight Saga an, die in dieser Gegend spielt. Wir verbrachten die Nacht in einer Hütte nur wenige Meter from Strand entfernt.

Nach einem kurzen Besuch und Frühstück in Forks fuhren wir wieder tiefer in den Olympic National Park: In den Hoh Rain Forest. Dort gingen wir einige Trails durch den Regenwald und traten schließlich die Rückreise an. Zu Hause stand heute Mexikanisch auf dem Speiseplan – meine Gasteltern lieben Mexikanisches Essen und jeder Besucher in ihrem Haus muss mindestens einmal Mexikanisch bekocht werden!

Am Freitag musste German Invasion Part IIsich meine Familie bereits von Michal und Dale verabschieden, da wir die folgende Nacht in Seattle verbringen würden. Auf dem Weg in die größte Stadt im Nordwesten der USA waren jedoch noch ein Stopp an meinem College und ein Halt bei den Seattle Premium Outlets drin. Nummer eins auf der Seattle Sightseeing Liste ist natürlich der Pike Place Market, den wir zusammen mit dem ersten Starbucks gleich als erstes ansteuerten. Dort hieß es dann: Probieren was das Zeug hält! Auch dem Pike Place Fish Market statteten wir einen Besuch ab – dieser ist berühmt dafür, dass die Mitarbeiter sich den Fisch spielerisch gegenseitig zuwerfen. Und wir sahen sie sogar in Action! Die Gum Wall durfte als nächstes auch nicht fehlen – danach fing es aber dann doch einmal zu regnen an. Das Wetter in der letzten Woche entsprach schließlich nicht wirklich dem, was man in Washington State erwartet. Seattle mit einem leichten Regen ist da schon etwas authentischer. Leider macht es dann aber weniger Spaß, die Stadt zu erkunden. Also beschlossen wir, erst einmal einen Kaffee zu trinken. Und wo? Natürlich bei Starbucks, immerhin befinden wir uns ja in dessen Geburtsstadt. In dem Starbucks gleich am Pike Place Market genossen wir sogar eine spezielle Röstung, die es sonst nirgends auf der ganzen Welt gibt – nur in eben diesem Starbucks, den wir besuchten, kann man diesen Kaffee kaufen. Wir gingen noch kurz zur Waterfront; der Regen machte es uns aber nicht leicht, diese zu genießen. Also beendeten wir unsere Sightseeing-Tour für den Tag und genossen unseren letzten Abend zu fünft im Hotel.

Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es am Samstagmorgen zum Space Needle, einem Aussichtsturm in Seattle und dem wohl berühmtesten Teil der Seattle Skyline. Lena und Evi gingen als nächstes ins EMP Museum, während Mam, Bap und ich die Stadt zu Fuß bei dem viel schöneren Wetter als am Tag zuvor erkundeten. Evi wollte danach noch das ehemalige Haus von Kurt Cobain sehen, also hielten wir dort nochmal an bevor wir den Weg zum Flughafen antraten. Kurt Cobain ist in Aberdeen, Washington State geboren und hat später bis zu seinem Tod in seinem eigenen Haus in Seattle gelebt. Neben diesem Haus, das von hohen Mauern umringt ist, die wohl neugierige Touristen fern halten sollen, steht heute in einer kleinen Parkanlage eine Bank, an der viele Fans seiner gedenken.

Seattle

Kurt Cobain

Schließlich war es aber an der Zeit, Abschied zu nehmen – zumindest von einem Teil meiner Familie. Mam und Evi traten den Heimweg an, während Bap und Lena noch etwas länger in den USA blieben. Wie wir die nächste Woche genau verbracht haben, könnt ihr dann in meinem nächsten Blogeintrag lesen – ich glaube, dieser hier war erst einmal lange genug. Bis zum nächsten Mal also!

Julia