Mein drittes und letztes College Quarter
26. Juni 2015
Mindestens die Hälfte unserer Kurse müssen wir laut Programmauflage berufsbezogen belegen. Da ich in meinen beiden ersten Quartern berufsbezogene Kurse gewählt hatte, konnte ich in meinen letzten drei Monaten nun wählen, was ich wollte. Ich habe mich für Swing Dance und Jazz Ensemble entschieden. Swing Dance war quasi ein Tanzkurs, an dessen Ende jedes Pärchen eine Choreografie entwerfen und aufführen sollte, die dann benotet wurde. Da ich kein passendes Kleid hatte, habe ich kurzerhand mein Dirndl aus dem Kleiderschrank gekramt und meine Aufführung darin abgelegt – meine Lehrerin hats mit Humor genommen.
Das Jazz Ensemble war schon eher eine Herausforderung. Die meisten Studenten in dem Kurs studieren Musik als Hauptfach am College und jedes der sechs weiteren Bandmitglieder ist schon seit anderthalb bis drei Jahren in der Band. Zum Glück fing noch ein weiteres Mädchen mit mir neu an. Wir hatten ein Schlagzeug, Klavier, Bass, E-Gitarre, zwei Saxophon, eine Posaune und ich spielte Querflöte. Jazz war eine total neue Erfahrung für mich. Obwohl ich am Anfang dachte, ich würde nie in der Lage sein, ein Solo zu improvisieren, klappte es von Woche zu Woche besser und am Schluss spielte ich sogar zwei Solos beim finalen Konzert der Musikabteilung des Colleges. Neben mehreren Auftritten am College spielten wir einmal im Mt. Vernon Senior Center und dreimal in der Skagit River Brewery, einem Restaurant in Mt. Vernon (wir wurden natürlich mit kostenlosem Essen belohnt und jedes Mal sprang auch ein bisschen Trinkgeld raus).
Nebenbei habe ich ungefähr 15 Stunden pro Woche am College gearbeitet. Meine Chefin ist einfach super lieb und ließ mich quasi arbeiten, wenn ich wollte – sonst wären die ganzen Reisen in den letzten Monaten nicht möglich gewesen. Wenn ich eine Woche nicht arbeiten wollte, habe ich einfach Bescheid gesagt und wurde dann natürlich auch nicht dafür bezahlt. Trotzdem habe ich meistens die 15 Stunden pro Woche neben meinen Kursen hinbekommen (meine Kurse waren immer dienstags und donnerstags von 1:30 Uhr bis 4:45 Uhr nachmittags).
Sonst war auch einiges los in letzter Zeit! Das Wetter wurde immer sonniger und ich wagte immer wieder zu bezweifeln, ob ich mich hier auch wirklich in Washington State befinde, weil der Regen einfach mal wochenlang ausblieb und jeden Tag die Sonne scheinte. “Du hast Dir wirklich eins der besten Jahre ausgesucht, hierher zu kommen!”, bekomme ich immer noch ständig zu hören.
Die Mitglieder unseres International Travel Clubs habe ich mal wieder mit deutschem Kuchen verwöhnt – genauer gesagt mit Fantaschnitten, einer meiner absoluten Lieblingskuchen. Ihnen hat er auch sehr gut geschmeckt und sie anscheinend auch neugieriger auf die Deutsche Sprache gemacht, ich musste ihnen nämlich einige Wörter beibringen. Manchmal tut es gut, zu sehen, dass nicht nur Deutsche sich mit der Aussprache englischer Wörter schwer tun, sondern auch Amerikaner Probleme haben, Deutsche Wörter auszusprechen…
Ende Mai war ich zum ersten Mal im Century Link Field in Seattle, dem Stadion, dass sich die Seahawks (Football) und Sounders (Fußball) teilen. Lukas (zweiter von links auf dem Bild) hatte Freikarten von seiner Firma für das Spiel der Sounders gegen die Colorado Rapids bekommen. Zum Glück hat das Team aus Seattle auch gewonnen! Danach ging es noch in eine Bar am Pioneer Square. Das Stadion ist richtig offen und man hat einen tollen Blick auf Downtown, was vor allem bei Sonnenuntergang wunderschön war. Als ich die Audi Werbung erblickte, habe ich mich fast wie daheim gefühlt…
Die Lagerfeuerzeit hat begonnen! Also konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben S’mores (“some more” abgekürzt) probieren: Man röstet einen Marshmallow, bis er schön flüssig ist, und steckt ihn zusammen mit Blockschokolade zwischen zwei Cracker. Eigentlich bin ich nicht so der große Marshmallow-Fan, aber diese Kombination ist einfach super lecker! Ungesundes Essen zu kreieren können die Amerikaner, davon bin ich überzeugt…
Natürlich blieben S’mores nicht die einzige kulturelle Essenserfahrung. Zum Beispiel bereitete meine Freundin Sumire bei mir zu Hause Okonomiyaki und Tofu für uns zu – Okonomiyaki ist ein deftiger Pfannkuchen mit Kohl und Fleisch im Teig. Ansonsten wurde ich unter anderem mit Frühlingsrollen von Zhenzhen verwöhnt (und habe sogar gezeigt bekommen, wie man sie zubereitet) – langweilig wird es in unserem internationalen Haushalt also bestimmt nicht! Auch ich muss ab und zu mal ran und zum Beispiel Mama’s berühmte Schneebällchen machen, wie ihr auf dem Bild unten seht. Die werden übrigens im Gegensatz zu amerikanischem Kuchen von meinen Gourmets als nicht zu süß (Sie sind definitiv süß! Nur amerikanischer Kuchen ist meist noch süßer) bezeichnet und kommen immer gut an.
Jetzt kommen einfach noch ein paar durchgewürfelte Bilder davon, was ich sonst immer noch so gemacht habe. Es waren einige Ausflüge nach Seattle dabei, aber ich war auch viel wandern, vor allem in den North Cascades.
Seit dem 19.06. habe ich zwar keine Kurse mehr, arbeite aber bis zum 30.06. immer noch meine 15 Stunden pro Woche und bin dabei, meinen Roadtrip, der in etwas mehr als einer Woche beginnt, zu planen. Außerdem ist es Zeit, mit meinen Freunden hier zum letzten Mal Zeit zu verbringen und sich bald zu verabschieden. Mehr dazu gibts aber schon bald!
Julia