Ankunft in Mount Vernon – Nach unserer Homestaytour wurden Bene (der ebenfalls bei einer Gastfamilie in Mt. Vernon untergebracht und auf das gleiche College wie ich gehen wird) und ich am 23.08.14 an der Skagit StationMein neues Zuhause von der für uns zuständigen College Koordinatorin Anji abgeholt und anschließend zu unseren Gastfamilien gefahren. Man könnte meinen, dass das erste Aufeinander treffen richtig komisch ist – schließlich sieht man diese Leute zum ersten Mal und weiß gleichzeitig, dass man nun das nächste Jahr mit ihnen verbringen und bei ihnen leben wird. Da meine Gastfamilie mir ja auch erst beim Seminar in New York City mitgeteilt wurde, beschränkte sich der einzige Kontakt zwischen uns bis dato auf ein paar E-Mails. Ich wurde aber sofort so offen und freundlich von Dale und Michal empfangen, dass überhaupt keine merkwürdige Stimmung aufkommen konnte und ich mich wirklich sofort wie zu Hause fühlte. Die beiden haben zwei Söhne, die aber schon erwachsen und ausgezogen sind. Sie haben vor mir schon acht andere internationale Studenten aufgenommen – eine davon, Zhen, wohnt nun schon seit zwei ein halb Jahren bei ihnen. Bis jetzt waren diese Austauschschüler jedoch immer aus Asien (hier an der Westküste sind überall viele Asiaten zu finden) oder Südamerika, ich bin also die erste Europäerin in der Gastfamilie.

In den ersten Tagen standen dann viele bürokratische Dinge auf meiner To-Do-Liste. Am Montag fand ein Treffen mit Anji und der zweiten College Koordinatorin Christa statt, bei dem Bene und ich unsere Kurse wählen sollten. Das stellte sich als gar nicht so leicht heraus. Aber vielleicht sollte ich erst einmal das ganze System erklären: Hier in Amerika kann sich jeder Student Credits kaufen, mit denen er dann quasi die Kurse bezahlt. Wir vom Parlamentarischen Patenschaftsprogramm bekommen 12 credits bezahlt, was in meinem Fall ca. $ 3.000 (entspricht ungefähr 2.177 €) kosten würde. Das Programm sieht vor, dass jeder Teilnehmer mindestens die Hälfte, also sechs credits für berufsbezogene Kurse verwendet. Ich entschied mich also für zwei Business Management Kurse: Management Skills und Leadership Development (was eventuell auch etwas damit zu tun hatte, dass ich dann am Freitag komplett frei haben würde). Da die Einschreibung jedoch schon viel früher möglich ist, waren diese beiden Kurse leider theoretisch schon voll. Anji schaffte es dann aber doch irgendwie, mich trotzdem rein zu quetschen. Zum Glück war mein TOEFL (= Test Of Englisch as a Foreign Language) Ergebnis so gut, dass ich keinen zusätzlichen Englisch Kurs mehr belegen musste und so konnte ich über meine verbleibenden credits frei verfügen. Ich entschied mich noch für einen Musik Kurs (Jazz Ensemble) und einen Physical Education Kurs: Swing Dance. Die beiden hören sich zwar etwas außergewöhnlich an, aber ich wollte einfach mal etwas ganz neues ausprobieren – es sind ja schließlich auch nur drei Monate.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der gleich am ersten Tag erledigt werden musste, war die Beantragung der Social Security Number, einer Art Personenkennzeichen, die man zum Beispiel für die Beantragung des Führerscheins, Abschluss einer KFZ-Versicherung und (vor allem) zum Arbeiten benötigt. Außerdem legte ich mir eine neue SIM-Karte für mein Handy mit amerikanischer Nummer zu, eröffnete ein Bankkonto und kaufte mir, um gleich mal etwas unabhängiger zu sein, ein Fahrrad bei Walmart für $ 199. Walmart könnt ihr euch als eine Art Supermarkt vorstellen, bei dem es aber von Elektrogeräten über eine eigene Apotheke bis hin zu Werkzeug ALLES gibt – ach ja, Lebensmittel übrigens auch. Aber die Amis wollen anscheinend nicht nur riesen Autos sondern auch bei Lebensmitteln und Kosmetikartikeln alles in extra groß haben, also ging ich (nachdem ich eine halbe Ewigkeit in dem Laden rum gerannt bin, bevor ich endlich alles hatte, was ich kaufen wollte) zusammen mit meinem Fahrrad, einer riesen Flasche mit Shampoo und Duschgel (hält mir gefühlt wahrscheinlich für das ganze Jahr) und einigen Lebensmitteln an die Kasse. Die Kombination kam mir etwas komisch vor, aber was soll’s – warum Fahrradhändler, Supermarkt und Drogeriemarkt extra aufsuchen, wenn man hier alles bei Walmart bekommt? Das Transportieren des Fahrrads war dank des riesen Trucks meines Gastvaters Dale übrigens auch kein Problem…

Truck Truck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Damit ihr euch ein besseres Bild von meiner neuen Heimat machen könnt, folgt hier mal eine kleine Bildergalerie:

Außerdem habe ich für euch wieder ein paar Drive Thru gefunden:

Starbucks Drive Thru Pharmacy Drive Thru

Grundsätzlich würde ich sagen, dass hier alles ziemlich auf Autos ausgelegt ist. Es gibt keinen richtigen Stadtkern mit Fußgängerzone, sondern nur riesige Straßen, an denen sich die Läden mit ihren gigantischen Parkplätzen aneinander reihen. Fahrradfreundlichkeit ist meiner Meinung nach auch etwas anderes, zumal es nur äußerst selten einen Radweg gibt, man auf dem Fußgängerweg eigentlich nicht fahren sollte und es für meine Wahrnehmung etwas gefährlich ist, auf diesen riesigen Straßen zu fahren – kein Wunder, dass hier Helmpflicht herrscht.

Da nun vorerst die wichtigsten organisatorischen Dinge geregelt waren, machten Bene und ich uns am Freitag gleich mal auf, die nächst größere Stadt Bellingham (ca. 30 Min. nördlich von Mt. Vernon) zu erkunden. Wie man schon auf den Bildern sehen kann, ließ mein Glück mit dem Wetter bis jetzt doch einmal nach und es gab zum ersten Mal in meinen über drei Wochen hier in den USA Nieselregen.

Gerade bin ich dabei, den nächsten Trip nach Kalifornien zu planen – immerhin habe ich das Glück, dass mein College erst am 22. September los geht (die meisten Teilnehmer haben schon seit Mitte August Unterricht). Außerdem steht noch der große Punkt Autokauf auf meiner To-Do-List. Aber über das alles werdet ihr dann wieder mehr erfahren, wenn es so weit ist…

See you soon!

Julia