Die Bewerbungsphase für das 39. PPP hat begonnen! Ein guter Anlass, diesen Blog (nach über 5 Jahren – wie die Zeit vergeht!) wieder zu beleben. Bestimmt haben sich einige von Euch gedacht: “Hoppala! Hab ich den Blog immer noch abonniert?”. Wirklich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass bis auf ein paar Kommentare von unerbetenen Trollen in den letzten Jahren hier nicht viel los war. Aber genug Vorgeplänkel, los gehts! Und was würde sich besser als Thema eignen als ein Einblick in den Bewerbungsprozess für diejenigen, die sich gerne bewerben möchten?

Gerade wenn es um viel geht, können Auswahlgespräche eine nervenaufreibende Erfahrung sein. Wird man die Auswahlkommission wohl von sich überzeugen können? Ich kenne diese Zweifel, aber konnte als Jurorin die Erfahrung machen, dass die Interviewenden es gut meinen und ihr Gegenüber einfach so kennenlernen wollen, wie sie sind. Meine Erfahrungen und Tipps für potenzielle zukünftige PPPler habe ich im Folgenden für Euch aufgeschrieben – und dazu möchte ich ein bisschen mit euch zurückblicken und reflektieren, wie das Jahr mich verändert hat!

Hach, wie schön es ist, in Erinnerungen zu schwelgen! Meine Freundin Isi und ich bei der Ausreise am 05.08.2014. Sie hatte mich damals auf das Programm aufmerksam gemacht und wir wurden tatsächlich beide ausgewählt!

Das Jahr in den USA war eine unglaublich bereichernde Erfahrung und hat mein Leben nachhaltig beeinflusst. Nach dem Programmjahr hat für mich eine neue Zeitrechnung begonnen, in der ich viel genauer wusste, wer ich bin und wohin ich will. Vor allem hat das PPP meine Persönlichkeitsentwicklung vorangetrieben. Es war eine komplett neue Erfahrung, sich in einer Umgebung zurechtfinden zu müssen, in der man Niemanden kennt und sich komplett unabhängig von den Einflüssen, denen man die ganze Kindheit und Jugend über ausgesetzt war, entfalten kann. Meine Gastfamilie hat mich dabei von Anfang an unterstützt, und sie hat dafür gesorgt, dass ich mich sofort in meiner neuen Umgebung wohlfühlte.

Mein Gastvater Dale und ich mit deutscher Bratwurst und Kartoffelsalat. Die Schürze hatte er von meinen Eltern als Geschenk zugeschickt bekommen.

Insgesamt habe ich in dem Jahr sehr viele interessante Kontakte geknüpft, für die ich nach wie vor sehr dankbar bin. Die Selbstständigkeit und die interkulturellen Kompetenzen, die ich in meinem privaten und beruflichen Umfeld in den USA erworben habe, sind nach wie vor ein großer Vorteil für meinen beruflichen Werdegang. Ich habe einen Eindruck davon bekommen, inwiefern kulturelle Einflüsse auch im Arbeitsalltag sichtbar werden können und bin flexibler und anpassungsfähiger in meiner Arbeitsweise geworden. Außerdem konnte ich über den Tellerrand schauen, da ich als gelernte Bankkauffrau zum ersten Mal administrative Berufe außerhalb von einer Bank ausführte.

Ich musste damals in meinem Auswahlgespräch eine USA-Karte aufmalen und ich erinnere mich, dass ich sehr wenig Ahnung davon hatte, wo welche Bundesstaaten liegen. Danach habe ich mich darüber geärgert, dass ich mich nicht besser auf eine solche Frage vorbereitet hatte. Insgesamt war es aber ein angenehmes Gespräch und ich hatte das Gefühl, dass ich mich so präsentieren konnte, wie ich bin, obwohl ich natürlich auch aufgeregt war. 

Die USA – Wer hätt’s zeichnen können? Ich sicher nicht!

Jetzt, da ich „auf der anderen Seite“ in der Auswahlkommission sitze, erkenne ich mich häufig in den Bewerbenden wieder, und ich bin überrascht, wie gut man den Leuten anmerkt, ob sie in das Programm passen oder nicht. Ich kann gar nicht genau in Worte fassen, wie der perfekte Teilnehmer oder die perfekte Teilnehmerin für das Programm aussieht, aber wenn so jemand dann vor mir sitzt, wird manchmal ganz deutlich, dass es einfach passt. Häufig denke ich auch darüber nach, wie sich die Bewerbenden wohl in den USA entwickeln würden und wie die Erfahrungen in dem Land sie verändern würden. Nach den Gesprächen bin ich meistens beflügelt von der Initiative, dem Tatendrang und der Begeisterung, die die Bewerbenden zeigen. Und ich hoffe natürlich, dass sich die Abgeordneten, die das letzte Wort haben, für meine favorisierten Personen entscheiden. 

In meinem Gespräch hat mich damals ein Kommissionsmitglied immer sehr skeptisch beäugt, was mich eher verunsichert hat. Ich möchte erreichen, dass die Bewerbenden sich im Gespräch wohl fühlen und sich so zeigen können, wie sie sind. Da bringt es meiner Meinung nach nichts, Fangfragen zu stellen oder sie kritisch zu begutachten.

Vor allem habe ich durch meine Erfahrung als Kommissionsmitglied gelernt, dass es bei solchen Gesprächen immer um eine gute Passung von beiden Seiten geht. Manchmal tun wir Bewerbenden vielleicht sogar einen Gefallen, sie nicht zu nehmen, weil sie einfach noch nicht reif genug für ein Jahr USA sind. Ich habe gemerkt, dass die Interviewenden in Bewerbungsgesprächen die Interviewten einfach nur kennenlernen wollen und keine bösen Absichten haben.

Für das Bewerbungsgespräch möchte ich künftigen Teilnehmer*innen mitgeben, dass sie einfach so sein sollen, wie sie sind! 😊

Für das Programmjahr würde ich folgenden Tipp geben: Versuche, deine Stadt und deine Umgebung kennenzulernen. Du wirst merken, dass es dort sehr viel zu sehen gibt. Man muss nicht immer weit reisen, um schöne Orte zu entdecken, vor allem nicht in den USA. Ich wollte am Anfang am Liebsten viele Orte sehen, die man aus Film und Fernsehen kennt, aber habe dann immer mehr gemerkt, dass das Programm eben gerade ermöglicht, keine 0815-Reise durch die USA zu machen, sondern den Alltag an einem bestimmten Ort kennenzulernen. Das ist etwas ganz Besonderes und mehr wert als ein Foto vorm Hollywood-Schriftzug.

Der Sauk Mountain – ein wunderschönes Fleckchen Erde gleich in der Nähe von meinem amerikanischen Zuhause.

In diesem Sinne wünsche ich allen Interessierten viel Erfolg beim Bewerben und allen anderen viel Spaß beim Weitererzählen! Mehr Informationen zum Programm gibt es übrigens auf https://usa-ppp.de oder natürlich in den anderen Artikeln auf diesem Blog!

Julia