Homestaytour #3 – Portland, Oregon
23. August 2014
Portland, The City of Roses – Nach einem vierstündigen Flug von Chicago nach Portland (bei dem der Flieger ausnahmsweise statt Verspätung zu haben sogar 20 Minuten zu früh da war) wurden Bene und ich direkt am Flughafen von unserer Host Mom Erin abgeholt. Erin ist genau wie Sam (unser Host in Chicago) eine ehemalige Teilnehmerin des CBYX; bei ihr ist das Jahr in Deutschland aber schon ca. 15 Jahre her. Ihr Mann war ebenfalls Teilnehmer im selben Jahr wie sie, diesen würden wir wegen einer Geschäftsreise jedoch erst am Freitag kennen lernen. Da es gerade Mittag war (nach neuer Zeit in Portland zumindest, wir hatten nämlich wieder zwei Stunden Zeitverschiebung), gingen wir dann erst einmal zum Essen – aber nicht in ein gewöhnliches Restaurant, sondern in eine umgebaute alte Grundschule, in der nun stilvoll eingerichtet ein Restaurant, ein Hallenbad, eine Bar und ein Kino vorzufinden sind. Im Gegensatz zu Chicago, wo es an dem Tag unserer Abreise eher bewölkt war, hatte es in Portland übrigens satte 34 Grad! Über das Wetter kann ich mich also sowieso überhaupt nicht beschweren – seit ich hier in den USA bin, hat es noch kein einziges Mal geregnet. Naja, Regen werde ich in Washington State wohl noch genug bekommen… Aber nun zurück zu Portland. Da ich ja nun endlich (vorerst) nicht mehr mit meinem ganzen Gepäck fliegen muss, ließ die erste Shopping-Tour nicht mehr lange warten und wir gingen noch bevor wir zu Hause ankamen in einen Nike Outlet Store, wo ich mir gleich mal das erste paar Schuhe zulegte. Da in Portland aber nicht nur das Nike Headquarter sondern auch das Adidas Headquarter von Nordamerika ist, verschaffte uns Erin noch Zugang zu einem Adidas Mitarbeiter Store, wo es sage und schreibe 50 % auf alles gab! Obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte, in die Schuh-Abteilung zu gehen, konnte ich dann doch nicht widerstehen und verliebte mich erneut in 130-Dollar-Schuhe – wie gut, dass ich dafür im Endeffekt nur $65, also umgerechnet 47,17 € bezahlen musste. Das Gute hier im Bundesstaat Oregon ist, dass man nicht einmal Steuern auf die Einkäufe bezahlen muss (es fallen also die 19 % Umsatzsteuer, die man in Deutschland bezahlen müsste, weg). Danach fuhr Erin mit uns noch ein bisschen durch die Stadt und schließlich ging es zum ersten mal in unser neues Zuhause. Bene und ich mussten uns dort angekommen dann nur noch um das schönere und größere Zimmer mit Bett streiten, der andere bekommt “nur” ein Zimmer mit Sofa – beim Werfen einer Münze war zum Glück ich der Gewinner. Nach dem Abendessen fällt mir gleich etwas auf, was hier ziemlich anders als in New York, Iowa und Illinois ist: Erin trennt tatsächlich ihren Müll in Restmüll und Papier! Als ich sie darauf anspreche, zeigt sie mir, dass sie sogar noch Biomüll haben und auch ihre Glasflaschen extra abgeholt werden. Ich bin beruhigt – wir Deutschen sind also doch nicht die einzigen, die Wert auf so etwas legen. Erin meint, dass es vielleicht sogar gerade deshalb heißt, Oregon sei ziemlich ähnlich zu Europa. Hier wird nämlich allgemein viel mehr auf die Umwelt geachtet – es gibt sogar Pfandflaschen! Das Pfand beträgt aber nur $0,05, was nicht einmal ganz 0,04 € entspricht.
Am nächsten Tag musste Erin dann arbeiten und Bene und ich machten uns zum ersten mal auf den Weg in die Stadt. Dort fühlte ich mich auch gleich wie zu Hause, als ich die FC Bayern Werbung auf der Straßenbahn entdeckte (die sind hier übrigens nicht mehr ganz so laut wie in Chicago – schon wieder etwas, das mehr an Europa erinnert). Sogar im Stadion der Portland Timbers (Fußballmannschaft der Stadt) kann man Caps von FC Bayern kaufen (übrigens sonst von keiner einzigen Mannschaft)! Zu essen gabs dann etwas von den kleinen Essensständen (Food Courts), die es hier überall gibt und für die Portland auch berühmt ist (Bild unten). Außerdem bekamen wir zum ersten Mal diese Gelassenheit der Menschen hier zu spüren, als Bene und ich zufällig an einem kleinen Konzert mitten in der Stadt vorbei kamen. Eine Band spielte einfach ihre Lieder und manche Menschen standen bzw. saßen da und hörten zu, während andere spontan mitten in der Stadt zu tanzen anfingen. Und man merkte, dass es ihnen dabei keineswegs darum geht, wie sie aussehen, sondern einfach Spaß zu haben.
Tags darauf erkundeten wir bevor wir direkt in die Stadt fuhren noch ein bisschen das Viertel, in dem wir wohnten (Forest Heights). Hier ein paar Bilder davon und vom restlichen Mittwoch:
- Ein Spaziergang am Willamette River
- Da Stadion der Timbers
- In Forest Heights gibt es viele kleine Hiking Trails
- Der Ausblick über Portland von der Pittock Mansion aus
Da Portland auch die City of Roses genannt wird, ließen wir uns am darauf folgenden Tag den berühmten Rosengarten natürlich nicht entgehen (Bene zeigte zwar etwas Widerwillen, kam aber dann doch mit).
- Der Weg zum Rosengarten führte uns 2 Meilen (3,22 km) durch den Washington Park
Danach begaben wir uns auf die Spuren von Twilight – obwohl die Saga nämlich in Forks spielt, was in Washington State liegt, wurde vor allem der erste Film hauptsächlich in Oregon gedreht. Zuerst ging es an die Multnomah Falls ca. eine Stunde von Portland entfernt. Dieser Wasserfall ist im ersten Teil von Twilight zu sehen, als Bella und Edward sich auf den Weg zum Baseball-Spiel machen. Außerdem wurden viele Szenen im Wald neben dem Wasserfall gedreht. Unsere Host Mom Erin wusste zusätzlich, dass das Haus der Cullens in Portland steht, welches wir uns natürlich auch nicht entgehen ließen. Es ist wirklich verblüffend – da steht einfach so in Portland dieses Haus, das man aus den Filmen kennt; nur die Umgebung ist anders. Anscheinend wurden sogar die Szenen im Haus dort gedreht. Da wir nun sowieso schon in der richtigen Stimmung waren, sahen wir uns am Abend gleich noch den Film Twilight an.
- Die Aussicht auf den Columbia River
- Columbia River (Auf der anderen Seite des Flusses beginnt Washington State)
Unseren letzten Tag in Portland ließen wir schließlich am Meer, genauer gesagt am Cannon Beach ausklingen. Die Fahrt dorthin betrug ca. 1 1/2 Stunden. Obwohl es dort ziemlich windig und nicht gerade warm war, ging ich wenigstens mit den Füßen ins Wasser – mein erstes Mal im Pazifischen Ozean!
- Meine Host Mom Erin und ich
Am Abend lernten wir schließlich unseren Host Dad Josh kennen, der dann noch für uns grillte: Es gab Steak, grünen Spargel und Mais.
Nun ist also auch die Zeit an dem letzten Stopp meiner Homestaytour vorbei und es geht mit dem Greyhound Bus weiter nach Mt. Vernon. Statt den vier Stunden laut Google Maps werde ich jedoch (wenn alles laut Plan läuft, und wer weiß das schon bei den Amis?) ca. sechs Stunden unterwegs sein.
Abschließend zu Portland kann ich sagen: Wer die Natur UND das Stadtleben liebt, ist hier genau richtig aufgehoben. Als Europäer würde man sich hier wohl eher wohl fühlen als an den anderen Orten, an denen ich bisher war: Erstens wegen der Umweltfreundlichkeit, zweitens wegen der vielen Brauereien hier, drittens wegen den im Gegensatz zu Chicago, Iowa und New York vielen Audis und deutschen Autos, die hier rum fahren und viertens, weil Fußball hier um einiges beliebter ist als in manch anderen Städten der USA. Was außerdem ganz komfortabel ist: In Oregon muss man nicht einmal aussteigen zum tanken – man fährt einfach an die Tanksäule, wo ein Mitarbeiter die Kreditkarte entgegen nimmt und voll tankt (wobei das Benzin allgemein in Amerika nicht einmal die Hälfte von den üblichen Preisen in Deutschland kostet). Eine nicht ganz so schöne Seite von Portland sind aber die vielen Obdachlosen, die man hier überall sieht. Laut Erin liegt das daran, dass es hier kein Gesetz gegen Bettler gibt, wie in manch anderen Städten der USA. Trotzdem habe ich meine Zeit hier wirklich sehr genossen und bin ein bisschen traurig, dass sie schon vorbei ist. Ich freue mich aber gleichzeitig darauf, meine endgültige Gastfamilie kennen zu lernen, nun endlich mein Zuhause für das ganze Jahr beziehen zu dürfen und nicht mehr aus meinem Koffer leben zu müssen.
Bis hoffentlich bald!
Julia