
Der ganz normale Alltag…
8. September 2014
…oder auch nicht? Eigentlich hab ich mich hier im schönen Overland Park und im Johnson County Community College schon gut eingelebt. Der normale Alltag sieht so aus: Dienstag bis Donnerstag verbringe ich den ganzen Tag auf dem Campus und während meiner unterrichtsfreien Zeit unternehme ich entweder was mit anderen Studenten und Freunden, verbringe die Zeit im Fitness Center, lerne neue Leute kennen (da einfach jeder diesen deutschen Akzent raushört und sofort an Deutschland interessiert ist) oder ich widme mich meinen Hausaufgaben, denen ich ja eigentlich zu wenig Aufmerksamkeit schenke. In meiner Freizeit bin ich entweder mit organisatorischen Dingen beschäftigt oder mit Freunden unterwegs und natürlich fest in das Familienleben integriert.
Wenn allerdings nicht alles läuft wie geplant, dann sieht das etwa so aus wie letzten Donnerstag:
Nach meinem Lunch mit Myriam gehe ich extra zweieinhalb Stunden vor Unterrichtsbeginn ins Computer-Lab um meine Photoshop-Assignments zu erledigen. Da ich ziemlich früh damit anfangen wollte, war ich natürlich die einzige Studentin in diesem Raum. Kurz nachdem ich damit angefangen habe, schließt die Computer-Lab-Aufsicht die Tür, macht das Licht aus und ich sitze natürlich irritiert im Dunkeln. Warum? Lockdown! Das ganze College wurde abgeriegelt und war von Polizisten umstellt, da eine bewaffnete Frau auf dem Campus gesichtet wurde. Da saß ich nun vier Stunden mit der Aufsicht gefangen im dunklen Computer-Lab und mein Handy stand nicht mehr still, da natürlich jeder durch die Medien informiert war und wissen wollte, wo ich denn gerade stecke. Leider konnte die Frau nicht gefasst werden und unter Aufsicht der Polizei wurde der Lockdown nach und nach aufgelöst, sodass auch wir irgendwann das „Regnier Center“ verlassen durften. Keine Sorge, so etwas ist hier noch nie passiert und es wurde danach auch an der Echtheit der Zeugenaussagen gezweifelt.
Eine andere Sache in dieser verrückten Woche:
Am Sonntag gab es ein großes Picknick der gesamten Valleybrooke-Nachbarschaft auf einem am Hang gelegenen Wendekreis, circa 100 Meter von unserem Haus entfernt. Freudig traf nach und nach die gesamte Nachbarschaft mit Essen und Trinken ein, überall spielten kleine Kinder und die Stimmung war wirklich toll. Der Pickup einer weiteren Familie, die auch an diesem Wendekreis wohnt, bahnte sich dann den Weg durch unser Straßenpicknick zum Haus und ich war schon sehr irritiert, als ich die zweijährige Tochter auf dem Schoß des Vaters am Lenkrad sitzend sah.
Was dann passierte, klingt jetzt wahrscheinlich wie in einem Horrorfilm: Man hört nur noch einen Schrei, sieht den Pickup rückwärts den Hang herunterrollen, nur noch das kleine Mädchen mit offener Tür im Auto sitzend, der Vater versucht noch das Auto an der Fahrertür zu stoppen, natürlich vergeblich. Jeder steht ungläubig da und sieht das Auto schon in ein Haus am Fuße des Hanges knallen. Glücklicherweise drehte sich das Auto durch die Straßenführung, nahm eine Straßenlaterne mit und kam auf einem kleinen Stück Wiese zum stoppen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Da waren wohl viele Schutzengel am Werk!
Das sind jetzt glücklicherweise Ausnahmen, denn sowas ist auch für die Menschen hier total ungewöhnlich, also don’t worry! Allerdings wollte ich euch das auch nicht vorenthalten, denn das Leben ist eben nicht immer nur Friede-Freude-Eierkuchen und das hier ist schließlich ein Abenteuer! Also bis bald Ihr Lieben!