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Rasend schnell verging die Zeit am Capitol Hill und kaum hatte ich mich versehen, da waren auch schon sechs Wochen vorbei. Die Tage waren normalerweise sehr lang, begannen früh morgens um sechs und endeten nicht selten gegen Mitternacht. So ein Tag beinhaltete normalerweise drei Stunden Pendeln in der Metro, 8 Stunden arbeiten und danach eine Veranstaltung am Abend.

Mit einem “Welcome to Team Chabot” wurde ich am ersten Tag von meinem Büro begrüßt. Allerdings ging es dort noch drunter und drüber, denn es war der Beginn des 114. Kongresses. Das heißt so viel wie: neue Mitarbeiter, neue Aufgabenverteilung, neue Ausschüsse, einfach alles neu. Da fiel es auch nicht sonderlich auf, dass ich die ersten drei Tage verspätet ankam. Das jedoch war nicht unbedingt meine Schuld (Früheres Aufstehen ist in meinen Augen keine Option, haha). Ich konnte ja nicht ahnen, dass bei ein bisschen Schnee das öffentliche Nahverkehrsnetz zusammenbricht. Ein Hoch auf die Deutsche Bahn!

Es gibt übrigens drei Bürogebäude für die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses: Cannon, Longworth und Rayburn, in welchem ich die meiste Zeit arbeiten durfte. Diese befinden sich auf der Südseite der National Mall, also auf der rechten Seite zum Kapitol. Alle drei Gebäude sind durch unterirdische Tunnel mit dem Kapitol und weiteren Gebäuden wie den Senatsbürogebäuden und der Library of Congress verbunden. Diese gleichen fast schon einer kleiner unterirdischen Stadt, denn man findet fast alles, was man an so einem gewöhnlichen Tag gebrauchen kann: Kantinen, Geschenkeläden, Schreibwarenläden, Elektroläden, Postämter, Schuhputzer, Apotheken usw. Verlaufen war in den ersten Tagen also auf jeden Fall an der Tagesordnung!

Neben administrativen Aufgaben durfte ich Anhörungen der verschiedenen Ausschüsse und Briefings besuchen oder bei Touren durch das Kapitol unterstützen. Außerdem gab es weitere Veranstaltungen, wie unter anderem den „March for Life“ (Anti-Abortion-Demonstrationen). Hierfür empfingen wir rund 900 junge Menschen aus dem Ohio-Wahlkreis und versorgten diese mit „Chick-fil-A“-Lunchboxen. Nebenbei feierten wir auch gleich noch den Geburtstag meines Congressmans mit drei riesigen und knallbunten Zuckergusstorten. Das wohl süßeste Event am Hill war das „Adopt-A-Puppie“ bzw. „Hundewelpen und Katzenbabies“-Knuddeln. Die wissen auf jeden Fall, wie sie die Angestellten bei Laune halten können. Den Abschluss der Arbeitswoche durften wir dann einige Male im Capitol Hill Club feiern, Kontakte sind in diesem Fall wirklich alles!

Weitere externe Events waren beispielsweise ein Besuch in der deutschen Botschaft, eine White-House Tour, eine Veranstaltung von Cultural Vistas über das „International Visitor Leadership Program“, ein CBYX-Alumni Treffen sowie ein International Dinner mit meinem PPP-Paten Bernd Rützel und der restlichen deutschen Delegation, die für das National Prayer Breakfast in der Stadt waren. Das war ein urkomischer Abend mit fast nur fränkischen bzw. fränglischen Unterhaltungen.

Auch die Wochenenden kamen nicht zu kurz. Da unser Mathias direkt am Hill wohnte, durften wir uns dort für die Wochenenden immer wieder mal einquartieren (Nach Hause Pendeln nach Sightseeing, Feiern und anderen Veranstaltungen macht keinen Spaß!). Die To-Do-List für Sightseeing in DC war endlos lang und ich glaube man kann sich wirklich jahrelang in der Stadt aufhalten und immer noch nicht alles gesehen haben (mehr als 200 Museen!). Deshalb gaben wir uns freiwilligerweise schnell geschlagen und planten Trips nach Mount Vernon (George Washingtons Landsitz), Annapolis (hübsches Fischerstädtchen mit Sitz der US. Naval Academy), Baltimore und Philadelphia.

Zwischen all dem Stress blieb zum Glück noch ein bisschen Zeit mit meiner Hostmum Sandie verschiedene kulinarische Restaurants der Stadt auszuprobieren und auch Lara stattete uns einen Besuch ab. Wir verbrachten die Tage hauptsächlich bei Rachel und Kevin in Virginia, natürlich mit der üblichen Beschäftigung: Wein, Schokolade und viel zu viel Wortwechsel.

Die Zeit in der Hauptstadt war wahrscheinlich das Highlight schlechthin meines Auslandsjahres. Was sich allerdings auf jeden Fall in den letzten Wochen für mich mal wieder bestätigt hat: der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist immer etwas unangenehm aus seiner Komfortzone rauskatapultiert zu werden und sich wieder und immer wieder an alles Neue gewöhnen zu müssen. Zuerst bin ich die ersten Monate im Mittleren Westen der USA, dort wo einem Cowboys über den Weg laufen, und vermisse Deutschland. Schwuppdiwupp finde ich mich auf einmal an einem Ort mit anderer Kleidungsordnung, „Sprache“ (ja, politisches Englisch ist ganz anders) und Benehmen wieder und vermisse ‘the simple and artful Kansas City’. Keine Frage, there is no place like home – and I feel more and more at home here in KC!

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