#9 Mein Bug
3. September 2014
Eeeendlich, ENDLICH ist er da – mein VW Beetle.
Jeder der nun einen rießigen Jeep oder Geländewagen erwartet hätte, den muss ich “leider” enttäuschen. Es ist ein VW Beetle. 😉
Komischerweise fahren hier wahnsinnig viele deutsche Autos, vorallem BMW und VW, herum – ebenso wahnsinnig viele Beetle’s oder wie man hier sagt “Bug”.
Mit diesem Autokauf, musste ich dann auch festellen, dass die deutsche Bürokratie nur halb so schlimm ist wie die der Amerikaner.
Nachdem ich den Beetle mit Papa über Skype in die nähere Auswahl aufgenommen hatte, fuhren Lisa und ich zum Händler. Wir hatten Glück an einen super netten, hilfsbereiten Händler zugeraten, denn anderen Erzählungen zufolge überwiegen hier wohl eigentlich schmierige Abzocker.
Es ging alles eigentlich ganz schnell. Bis dahin. Wir guckten uns den Beetle an. Er hat ein paar kleinere Macken, ist aber laut Carfax unfallfrei. Gangschaltung. Schiebedach. Power Windows. 4 Räder + Ersatzreifen. Schwarz. Eben alles was ich über ein Auto weiss.
In Deutschland hätte ich ihn mir wohl wegen der Meilenzahl (120.000 miles) nie gekauft, doch hier scheint das recht normal zu sein – mal abgesehen davon verlasse ich mich lieber auf deutsche Wertarbeit als auf ein amerikanisches, japanisches oder sonstiges Auto mit 130.000+ Meilen. Er müsste ja auch nur 1 Jahr überstehen.
Ich bin Probe gefahren – er fährt sich super. Wir wollten ihn unbedingt haben. Ja, schon komisch, wir haben gar nicht weiter verglichen, aber unsere Auswahl war ohnehin sehr begrenzt. Lisa hat ihre Verhandlungskünste spielen lassen, so hat sie den Beetle noch um $600 inkl. kostenlose Inspektion (eine Art TÜV) runterhandeln können. Des Weiteren handelte sie aus, dass der Händler mir den Beetle wieder abkauft, für den Fall das sich gar keiner findet. Perfekt. Halt! Nicht ganz. Denn um das Auto überhaupt registrieren zu dürfen, benötigt man eine ID oder einen Führerschein des Staates Pennsylvania. Visum/Reisepass? Egal! Deutscher Führerschein? Egal! Internationaler Führerschein? Eeeeegggggaaaaalllll. Soweit so gut, wir machten eine Anzahlung und Moe, der Händler, behielt das Auto bei sich bis wir die ID hatten.
Konnte ja keiner ahnen, dass der arme Kerl das Auto sage und schreibe 3 (!) Wochen bei sich stehen lassen musste. Warum? Nun ja, das lief dann so….
Am darauffolgenden Tag sind wir gleich zum DMV (= Department of Motor Vehicles) gefahren. Dort hieß es Nummer ziehen und abwarten. Nach ca. 15 Minuten war ich an der Reihe. Ich erklärte dem DMV-Menschen, dass ich gerne einen Pennsylvania Führerschein hätte. Er schickte uns weiter zu einem *Ironie an* seeeeeehr freundlichen *Ironie aus* Supervisor. Vielleicht mochte er seinen Job einfach nicht, weil er figurentechnisch eher wie ein McDonalds Mitarbeiter mit all you can eat Flatrate aussah. Dieser erklärte uns folgendes: Der erste Hacken ist, sowohl für einen PA Führerschein, als auch für eine PA Photo ID benötigt man eine Social Security Number (die wir leider noch nicht beantragt hatten). Der zweite Hacken war, ich darf zwar das komplette Jahr über mit meinem Deutschen Führerschein fahren, jedoch kein Auto registrieren. Möchte ich allerdings einen PA Führerschein, so muss ich meinen Deutschen Führerschein abgeben, nach Harrisburg PA schicken lassen und bekomme diesen nach einem Jahr nur mit seeehr viel Papierkram wieder zurück. Warum das Ganze? Das weiß hier leider auch kein Mensch.
Nun ja, was soll ich sagen. Lisa hatte noch ca. 30 Minuten auf den Herren eingeredet, doch den interessierte das nicht die Bohne.
Also gut, am nächsten Tag ging es ab zum Social Security Office, wo um trotz Öffnungszeiten ab 08:00 Uhr, schon um 07:45 Uhr eine rießige Schlange stand. Wieder hieß es Nummer ziehen und abwarten. Als wir an der Reihe waren hatten wir uns schon fast mit der nächsten “super freundlichen” Person abgefunden, da stellte sich heraus, dass es bei den US-Behörden durchaus nette, hilfsbereite Leute gibt, denen ihr Job obendrein sogar noch zu gefallen scheint. Das Beantragen war gar kein Problem. Sie meinte ich werde die Nummer, die man hier offensichtlich zu allem benötigt (Lisa und ich scherzen immer, dass ich gar keinen Fuß auf die Straße setzen dürfte ohne diese Nummer) in ca. 8 Tagen erhalten.
Naja, so nett die Frau im Social Security Number auch war, die Beantragung ist nun 2 Wochen her – laut ihrer Aussage dauert es, wie gesagt, meistens ca. 8 Tage bis die Nummer per Post eintrifft. Nun das große Rätsel:
a) Lässt sich der Staat einfach mal wieder zu lange Zeit und die Nummer ist noch gar nicht eingetroffen?
b) Hat Alex, wenn er seine Haushaltsaufgabe die Post reinzubringen erledigt, versehentlich den Brief zusammen mit der Werbung entsorgt?
Des Rätsels Lösung wissen wir leider selbst nicht. 😉
Lisa gab den Behörden noch bis heute, Dienstag 02. September, zeit. Diese Frist konnten sie leider nicht einhalten, obwohl mittlerweile jeder mit der Post mitfiebert. Heißt das, dass ich mein Auto wohl nie bekomme? Nöööö…
Wir haben es nun einfach abgeholt und vorerst auf Lisa registrieren lassen. Was soll man auch anderes machen. 3 Wochen stand er nun beim Händler, der Bug. Moe hat ihn für mich von oben bis unten geschrubbt. Doch als wir dann beim Notar wegen der Registrierung ankamen, stellten wir fest, dass Lisa’s Versicherung – die man dafür benötigt – seit GESTERN abgelaufen ist. 400 Telefonanrufe, 200 Faxe, und 40 Emails später hat dann alles gepasst und ich konnte meinen Bug endlich mit nach Hause nehmen.
Es ist einfach wahnsinn zu sehen, wie unflexibel die Behörden hier doch sind. Die Wörter “Social Security Number”, “DMV” und “NAIA” sind momentan die Zauberwörter für garantiert schlechte Laune! NAIA? Was ist das? Fragt lieber nicht. Egal, ich erzähl ja schon.
Carlow University, mein College, ist eine NAIA (= National Association of Intercollegiate Athetics) Schule. Das heißt ohne Physical Forms kein Training, ohne NAIA Freischaltung keine Spiele. Die Physical Forms waren dank meiner Mama kein Problem. NAIA jedoch, ist ein einzigster Witz. Diese gute Association möchte Records, Scores und sonstiges von mir, die in Deutschland nicht einmal existieren – ja liebe Amerikaner, die Schulsystem sind sehr sehr unterschiedlich. Doch selbst nach 200 Emails und 300 Anrufen konnte weder ich, noch Lisa sie davon überzeugen, dass ich nichts einreichen kann, was in meinem Heimatland nicht einmal existiert. Bestes Beispiel, Class Ranks – NAIA möchte wissen wie ich meinen Abschluss erreicht habe und nein, ein einfacher Durchschnitt genügt nicht. Das muss schon ein Ranking sein, wie im Sport eben. SCHWACHSINN!
Nachdem ich mich schon fast damit abgefunden habe hier wohl nur zu trainieren und nie ein Spiel mit zubestreiten, kam die – hoffentlich – erlösende Nachricht von meiner Mama. Die liebe IHK verlangt tatsächlich Geld dafür eine englische Version des Zeugnisses (die ich ja sowieso habe) einfach nur zu unterschreiben, und weigerte sich unfreundlichst mir ein solches Transcript auszustellen, was lediglich nur besagt das ich dort meine Berufsausbildung abgeschlossen habe.
Doch meine Mum lies nicht locker und machte sich auf zur Berufsschule, wo dank scheinbar der einzigst fähigen und netten Sekretärin ein solcher Brief doch noch zu stande kommt. Ob dies genügt um laut NAIA spielberechtigt zu sein, ist wohl eine andere Geschichte – we will see.
Liebe Mama, danke danke danke daaaaaaanke für deine Hartnäckigkeit. Wenn Du von deutschen unfähigen, unfreundlichen Behörden, etc. noch nicht genug hast, darfst du dir sehr gerne die amerikanische Seite vornehmen. 😉